Der Wasserstoffantrieb kommt - KEYOU übergibt ersten Pionier-Lkw an EP-Trans

Jürgen Nadler
29.12.2023
7 minutes

CO2-frei fahren, mit besonders ruhigem Motorlauf, mit reichlich Leistung, großer Reichweite und kurzen Betankungszeiten – der Münchner Wasserstoffspezialist KEYOU macht’s möglich. Nicht mit einem E-Lkw oder einem brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeug, sondern mit einem Lkw mit Wasserstoffmotor, der laut EU-Norm als „Zero Emission“-Fahrzeug klassifiziert ist. Der erste Kunde, die EP Group aus Regensburg, hat nun auf der Messe „Transport Logistic“ den Vertrag für die ersten beiden 18-Tonnen-Lkw unterschrieben.

Große Nachfrage bei Endkunden, erster Pionier unterschreibt auf Messe Transport Logistic

KEYOU befindet sich auf der Zielgeraden: Nach der Weltpremiere des 18-Tonnen-Lkw und des 12-Meter-Stadtbusses mit Wasserstoffantrieb auf der IAA Transportation 2022 steht der Kundenbetrieb kurz bevor. Der Lkw-Prototyp auf Basis des Mercedes-Benz Actros-Fahrgestells dreht derzeit seine täglichen Runden auf dem Testgelände der Bundeswehr in Neubiberg. Die Motorkalibrierung des 18-Tonners ist abgeschlossen, die Integration und Abstimmung der verschiedenen Systeme steht kurz vor dem Abschluss. Der TÜV Süd hat bereits die Einzelgenehmigungen für die Fahrzeuge erteilt, so dass der Straßenbetrieb unmittelbar bevorsteht. Die ersten acht Lkw werden im vierten Quartal dieses Jahres bei Pionierkunden in den Alltagsbetrieb integriert. Diese Lkw werden auf Wasserstoffverbrennung umgerüstet und mit dem CO2-freien KEYOU-inside Motor ausgestattet.

Einer der ersten Kunden ist die Regensburger Spedition EP-Trans, die mit rund 300 Lkw europaweit für namhafte Endkunden Waren von A nach B transportiert. Geschäftsführer Markus Pumpf ist von der Technik überzeugt: "Elektro-Lkw kommen für unsere Zwecke nicht in Frage. Auf der Teststrecke waren wir von der Leistung des 18-Tonners sehr positiv überrascht, so dass wir uns recht früh entschlossen haben, zwei Fahrzeuge zu bestellen." Georg Ehrlinger, ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung von EP-Trans, ergänzt: "Die EP-Gruppe hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben und setzt auf Wasserstofftechnologien. Gemeinsam mit KEYOU starten wir daher ein Projekt, in dem wir zwei wasserstoffbetriebene Lkw in unseren Fuhrpark aufnehmen, um den dauerhaften Einsatz der Wasserstofftechnologie für unsere Anforderungen in einer Testphase zu evaluieren. Damit nehmen wir eine Vorreiterrolle in Deutschland ein." Während der Messe Transport Logistic fand auf dem Messestand KEYOU eine symbolische Schlüsselübergabe statt, bei der auch der Lkw, der Ende des Jahres ausgeliefert wird, zu sehen war.

Euro VI ohne Abgasnachbehandlung, kein CO2 - "Zero Emission" nach EU-Norm

Die Sechszylinder-Reihenmotoren mit 7,8 Litern Hubraum und 210 kW Leistung basieren auf einer Dieselmotorenplattform eines etablierten Herstellers und werden von Partnerfirmen nach den Vorgaben von KEYOU für den Wasserstoffbetrieb umgebaut. Das Gas wird mit einem Druck von bis zu 15 bar in das Ansaugsystem eingespritzt, und Zündkerzen sorgen für die Zündung des Gas-Luft-Gemisches. KEYOU Die eigens entwickelten Verbrennungsprozesse sind der Grund für die extrem niedrigen Abgasemissionen bei gleichzeitig hohem Wirkungsgrad. Die Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro VI ohne teure und anfällige Abgasnachbehandlungstechnik. "Bei der Verbrennung entsteht kein CO2, weil kein Kohlenstoff im Wasserstoff enthalten ist, und wir unterschreiten die Stickoxid-Grenzwerte deutlich, weil die Motoren mit einer sehr effizienten Magerverbrennung in einem Bereich arbeiten, in dem keine Stickoxide entstehen", erklärt KEYOU Geschäftsführer Thomas Korn. Neben dem 7,8-Liter-Motor passt das Münchner Unternehmen das KEYOU-inside Umrüstsystem derzeit an einen 13-Liter-Motor an, der demnächst in einem 40-Tonnen-Lkw von Volvo getestet werden soll.

Kurze Betankungszeit und hohe Reichweite

Der umgebaute KEYOU Wasserstoffmotor besticht durch seine Laufruhe und einen deutlich geringeren Geräuschpegel als Diesel-Lkw-Motoren. Davon konnten sich die Besucher der Messe selbst überzeugen. Da im Betrieb nur Wasserdampf ausgestoßen wird, durfte KEYOU als einziges Unternehmen den Motor in der Messehalle laufen lassen. Ein weiterer Vorteil: Während Elektro-Lkw mehrere Stunden an der Ladestation verbringen, dauert die Betankung mit Wasserstoff nur etwa 15 Minuten; die aktuelle Tankkonfiguration mit 27 Kilogramm Wasserstoff ermöglicht eine Reichweite von rund 350 Kilometern. Je nach Kundenwunsch kann der Bauraum erweitert werden, so dass eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern möglich ist.

Für Spediteure und Logistikunternehmen rechnet sich der Wasserstoffantrieb auch finanziell: Ein Kilogramm Wasserstoff bietet den gleichen Energiegehalt wie 3,3 Liter Diesel. Durch den alternativen Antrieb und die Einstufung als Null-Emissions-Fahrzeug entfällt jedoch ein TCO-Kostentreiber - die KEYOU Fahrzeuge sind mautfrei. Noch attraktiver wird der Umstieg auf Wasserstoff am 1. Januar 2024, wenn in Deutschland die so genannte CO2-Maut eingeführt wird, mit Mehrkosten für Diesel-Lkw von 200 Euro pro Tonne CO2.

H2 Mobility as a Service - KEYOU bietet seinen Kunden ein pay-per-use Modell

KEYOU erleichtert seinen Kunden den Einstieg in die Wasserstoffmobilität mit einem Rundum-Sorglos-Paket. Im Gegensatz zum üblichen Kauf- oder Leasinggeschäft vermietet KEYOU die ersten acht Lkw und berechnet eine Kilometerpauschale auf Basis der Jahreskilometerleistung. Darin enthalten sind neben der Fahrzeugmiete auch Wartung & Service, Versicherung und sogar Wasserstoff. Alle Service- und Garantiearbeiten werden von KEYOU oder Partnerwerkstätten übernommen. "Das Mietkonzept senkt die Einstiegshürde, beseitigt mögliche Berührungsängste der Kunden mit einer neuen Technologie und bietet die Möglichkeit, die Fahrzeuge im Alltag zu nutzen. In Zukunft wird KEYOU das Modell pay-per-use ausbauen und die Umrüstung von Diesel-Lkw im Nutzlastbereich zwischen 16 und 40 Tonnen anbieten", so KEYOU Geschäftsführer Korn.

 

Umrüstung von Neu- und Bestandsfahrzeugen

KEYOUDas Geschäftsmodell von wird sich darauf konzentrieren, sowohl neue als auch bestehende Fahrzeuge umzurüsten, anstatt sie selbst herzustellen. Dazu wird KEYOU auf bewährte Fahrgestelle und Motoren zurückgreifen, die entsprechend angepasst werden. Der erste Prototyp-Lkw wurde von der Paul Nutzfahrzeuge GmbH, einem der führenden europäischen Hersteller von Spezialfahrzeugen, umgebaut. Für den kompletten Umbau der zunächst acht Pionierfahrzeuge werden etwa 14 Tage pro Lkw veranschlagt. Das wird sich ändern, wie Thomas Korn erklärt: "Unser Ziel ist es, die Umrüstzeit auf wenige Tage zu verkürzen, wenn die Prozesse optimiert und Erfahrungen gesammelt sind." Das Potenzial für die Umrüstung ist groß, denn in den kommenden Jahren werden weltweit weiterhin Millionen von Dieselfahrzeugen produziert, die dann auf Wasserstoff umgerüstet werden können. KEYOU will in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 mit der Umrüstung der bestehenden Fahrzeuge beginnen.

Stadtbus mit Wasserstoffmotor als Mild-Hybrid-System, 13-l-Motor für 40-Tonnen-Lkw in Pipeline

Auf der IAA Transportation präsentierte KEYOU im vergangenen Jahr neben dem 18-Tonner einen 12-Meter-Stadtbus mit Wasserstoffmotor und Mildhybridsystem. Das 48-Volt-System mit 35 kW Leistung unterstützt den Anfahrvorgang; Getriebespezialist Voith steuerte das speziell für Busse entwickelte Diwa-NXT-Automatikgetriebe bei. Nach dem erfolgreichen Marktstart des Lkw wird sich KEYOU zunehmend auch der Markteinführung der Busse widmen.

Doch der Fokus liegt zunächst auf dem Lkw-Markt. Als nächstes wird KEYOU einen Schwerlast-Lkw mit einem 13-l-Motor auf Wasserstoff umrüsten; in diesem Bereich ist aktuell die Nachfrage am größten.

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Jürgen Nadler
Chief Marketing Officer

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